Die Wirkungskraft des Einfachen
Der 6b
Schon als kleiner Junge interessierte ich mich brennend für die Stifte in der Fliegerkombi meines Vaters. Er musste mir immer wieder erklären, wofür er welchen benutzte. Da gab es Fettstifte bei denen zum Anspitzen an einem Faden gezogen wurde. Weltraumkugelschreiber die auch über Kopf schrieben. Folienstifte in verschieden kräftigen Farben und eben auch einen 6b-Bleistift. Der war am oberen Ende mit Tape umwickelt. Trotz aller Farben und Besonderheiten der anderen Stifte, faszinierte mich der „6b“ am meisten. Mit ihm wurde der Kurs in die Fliegerkarte gezeichnet. Er war gut zu lesen und konnte auch wieder ausradiert werden. Härtere Stifte hätten zu tiefe Spuren auf der Karte hinterlassen. Weichere konnten leicht verwischen. Ein Taschenmesser, oder rauer Stein genügte um ihn anzuspitzen. Er schrieb nahezu auf allen Oberflächen, sogar auf nassem Papier. Wenn die Feldpost doch mal nass geworden war, blieb die Nachricht lesbar. Das Tape diente dazu Notizen anzukleben. Spannend! Und dabei bestand er „nur“ aus Holz und Graphit. Also aus sich selbst. Nur in verschiedenen Stadien. Der 6b. Ich zog ihn gerne aus seiner Kombi und bekritzelte einen Zettel. Mit einem Stück Tape klebte ich ihn dann an „gut sichtbare Stellen“. Er sollte mich noch lange begleiten. Bei den Pfadfindern hatte ich ihn auf großer Fahrt dabei. Als Soldat leistete er mir zuverlässige Dienste auf dem Meldeblock. Mit Freude nutze ich ihn schon über 20 Jahre in taktischen Lagen, bei meinen Flugvorbereitungen, auf großer Fahrt oder zur Erstellung von Gedankenkarten.
Fliegerkarte, Flugminutenschnur und 6b waren stets meine liebsten Begleiter bei der Planung von Luftrettungseinsätzen. Der 6b ist also eine Konstante in meinem Leben und mir ein Symbol für die Wirkungskraft des Einfachen.